Donnerstag, 27. April 2017, 18 Uhr c.t.
Martin Guggisberg (Universität Basel)
Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums Bonn, Am Hofgarten 21
Kontakt, Austausch, Abwehr: Einheimische und Griechen im Spiegel der eisenzeitlichen Nekropole von Francavilla Marittima bei Sybaris, Kalabrien
Die am Golf von Tarent gelegene eisenzeitliche Siedlung von Francavilla Marittima spielt als Etappenort und Anlaufstelle von Seefahrern, Händlern und Siedlern seit dem Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. eine wichtige Rolle im Rahmen der griechischen und phönizischen Expansion in den westlichen Mittelmeerraum. Anhand des reichen Fundmaterials aus der Siedlung, einem Heiligtum auf der Akropolis und der Nekropole lässt sich der Prozess der kulturellen Interaktion zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Migranten aus der östlichen Mittelmeerwelt exemplarisch beleuchten, der mit der Gründung der benachbarten Kolonie Sybaris um 720 v. Chr. eine jähe Zäsur erfuhr. Ausgrabungen der Universität Basel in der Nekropole zeugen von der Vielfalt der individuellen Reaktion auf die Begegnung mit dem Fremden, die von traditionsbetonter Resistenz bis zur zukunftgerichteten Aneignung neuer kultureller Lebensformen reicht.