Donnerstag 10. Februar 2022, 18:15 Uhr
Prof. Dr. Gunnar Seelentag (Universität Hannover)
Anschrift: Römerstraße 164, AVZ-III, 53117 Bonn
Feindschaft – Opposition – Konkurrenz?
Ein neues Konzept des Verhältnisses von Senatoren und Monarchen im frühen Prinzipat
Anders als die Dauer des römischen Prinzipats es vermuten lässt, war die Stellung der einzelnen Kaiser eher prekär als stabil, und die moderne Forschung zur römischen Kaiserzeit hat das Verhältnis zwischen Senatoren und Prinzeps häufig als ‚Feindschaft‘ beschrieben oder vertritt das Konzept einer ,senatorischen Opposition‘. Der Vortrag betrachtet dieses Verhältnis differenzierter und analysiert es als eine Form der ‚Konkurrenz‘. Für die Akzeptanz des römischen Kaiser war es eine zentrale Facette der Herrschaftsdarstellung, ,civilis‘ zu sein: ein Senator, ein Freund, ein lediglich Erster unter Gleichen. Die Konflikte zwischen Senatoren und Monarchen resultieren also nicht aus der Übermacht des Prinzeps und der Ohnmacht der Senatoren. Um als ‚gut‘ akzeptiert zu werden, hatte sich der Prinzeps demonstrativ im senatorischen Referenzrahmen zu bewegen. Dies bot Senatoren die Möglichkeit, sich mit ihm zu vergleichen, ihn einzuholen und auf zahlreichen Feldern ‚herauszufordern‘.