Zusammenfassungen
Hans-Eckart Joachim und Frank Willer
Alte Waffe mit neuem Griff
Das vermeintlich mittelbronzezeitliche Schwert von Oedt
Ergebnis. Das Schwert aus Grefrath-Oedt (Kreis Viersen) ist eine Fälschung, am ehesten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Das von Jürgen Driehaus 1968 als mittelbronzezeitlich eingeordnete, mit einer Feuervergoldung verzierte Exemplar besteht aus einer bronzezeitlichen Klinge und einem modernen Griffteil. Unter den bekannten frühbronzezeitlichen Kurzschwertern gibt es kein gleichartiges Exemplar.
Conclusion. The sword from Grefrath-Oedt in the Viersen area is a counterfeit, most likely from the period of the Third Reich. It was assigned to the Middle Bronze Age by Jürgen Driehaus in 1968, but it consists of a Bronze Age blade and a modern fire gilded haft. No similar example is known among Bronze Age short swords.
Résumé. L’epée de Grefrath-Oedt (arrondissement de Viersen) est une contrefaçon, datant très certainement de l’époque national-socialiste. L’exemplaire, que Jürgen Driehaus a daté en 1968 comme étant de la période du Bronze moyen, se compose d’une lame du temps du Bronze avec une poignée moderne dorée au feu. Il n’existe aucun exemplaire similaire d’epée courte datant de l’age du Bronze moyen.
András Patay-Horváth
Das Metroon von Olympia als Stiftung von Elis
Ergebnis. Von wem und warum wurde das Metroon als jüngster und kleinster Tempel in der Altis von Olympia errichtet? Die Schriftquellen und die Baureste verraten dazu nichts, aufschlussreich ist aber das Erbauungsdatum um 400 v. Chr. und die Nähe der Architekturformen zum Demetertempel von Lepreon. Das Metroon wurde vermutlich von den Eliern selbst errichtet, und zwar nach den Kämpfen gegen Sparta im Anschluss an den Peloponnesischen Krieg. Ähnlich wie der Zeustempel und das Heraion war es hauptsächlich ein Weihgeschenk.
Summary. The construction of the youngest and smallest temple in the sanctuary of Olympia is discussed here from a historical point of view. As the relevant literary sources and the remains of the building itself do not reveal anything in this respect, the analysis is based on two points which are sufficiently secure: the approximate date of the construction around 400 B. C. and the temple of Demeter at Lepreon, which is a strikingly close parallel regarding the architecture. It is suggested that the temple was constructed by Elis in the wake of the war against Sparta and was a votive offering like the two other temples of the sanctuary as well.
Résume. Il Metroon, il tempio più piccolo e più recente nell’Altis di Olimpia, non sappiamo chi lo abbia costruito ne per quale motivo. Niente ci rivelano a questo proposito le fonti scritte o i resti architettonici. Significativa e però la data di edificazione, verso 400 a. C., e la somiglianza delle forme architettoniche di questo tempio con quelle del Tempio di Demetra a Lepreon. Anche il Metroon fu probabilmente costruito da cittadini dell’Elide, e più precisamente dopo le battaglie contro Sparta alla fine della guerra del Peloponneso. Come il tempio di Zeus ed anche l’Heraion era anch’esso una dedica votiva.
Περίληψη. Οι γραπτές πηγές καϑώς και τα οικοδομικά κατάλοιπα του νεότερου και μικρό- τερου ναού στο ιερό της Ολυμπίας δεν φανερώνουν ούτε τον λόγο της κατασκευής του ούτε τον ιδρυτή του. Ωστόσο είναι αποκαλυπτικό ότι χρονολογήτε περίπου το 400 π. Χ. και η αρχιτεκτονική του μορφή προσεγγίζη τον Ναό της Δήμητρας στην Λέπρεο. Χτίστηκε πιϑανότατα από τους κατοίκους της Ηλείας μετά από τις μάχες εναντίον της Σπάρτης, στο τέλος του Πελοποννησιακού πολέμου. Kαι όπως ο Ναός του Δία και το Ηραίον προοριζό- ταν κυρίως ως ανάϑημα.
David Biedermann
Zur Bärtigkeit römischer Porträts spätrepublikanischer Zeit
Resümee. Viele römische Münzen des ersten vorchristlichen Jahrhunderts überliefern zeitgenössische Bildnisse bärtiger Machthaber. Anhand der Bildnisse von Mark Anton, Octavian, Sextus und Gnaeus Pompejus sowie Brutus lässt sich zeigen, dass der Bart in der Porträtkunst der späten Republik vieldeutig und nicht durchwegs als Zeichen der Trauer gemeint ist, wie ein Teil der Forschung annimmt. In vielen Fällen verbietet sich eine derartige Lesart sogar. Barttracht lässt sich auch als Rückbezug auf den Habitus der römischen Vorfahren oder als Zeichen der Solidarität mit einer sozialen Gruppe beziehungsweise Zugehörigkeit zu ihr verstehen.
Summary. Many first century BC coins illustrate bearded portraits of contemporary Roman politicians. The re-examination of images showing Mark Antony, Sextus and Gnaeus Pompeius, Octavian or Brutus, discloses that the standard interpretation of the beard as a sign of mourning can be contested in many cases. It had an ambiguous meaning and can be read, for example, as a reference to the ancestors, or else as a signal of solidarity or a sign of membership of a certain social group.
Résumé. Plusieurs pièces de monnaies du premier siècle avant J.-C. portent des portraits barbus des hommes puissants contemporains. La barbe doit être comprise comme symbole ambigu et multivalent dans son usage, et non peut être expliquée seulement comme un signe de deuil, selon l’interprétation habituelle. Passant en revue les images de Marc Antoine, Octavien, Sextus et Gnaeus Pompeius ainsi Brutus, cette explication se montre fort contestable, tandis qu’elle reste hautement improbable dans plusieurs autres. Pour certaines de ces barbes on peut considérer, par exemple, le référence aux ancêtres, soit le signe de solidarité avec ou d’attachement á un groupe social.
Christiane Vorster
Die römischen Porträts der Kleopatra.
Ein Plädoyer zum hermeneutischen Wert von Gipsabgüssen
Resümee. Die Porträts Kleopatras VII. in der Berliner Antikensammlung und in den vatikanischen Museen haben in der Forschung bislang recht unterschiedliche Bewertungen erfahren. Eine Gegenüberstellung der beiden Köpfe im Gipsabguss unter besonderer Berücksichtigung der technischen Beschaffenheit des Berliner Kopfes erlaubt neue Aussagen zu Qualität, Zeitstellung und Rekonstruktion der Porträts. Beide Bildnisse dürften demnach in cäsarischer Zeit in Rom von einer der dort angesiedelten griechischen Bildhauerwerkstätten gefertigt worden sein. Die ausgeprägten Asymmetrien des Berliner Kopfes, besonders das Fehlen des linken Ohres und der weit zur rechten Seite verschobene Haarschopf, zeigen, dass es sich bei dem Berliner Kleopatraporträt um einen Reliefkopf handelt. Die antike Stückungsfläche auf der linken Seite, die in den Einlasskonus hineinreicht, erlaubt den Schluss auf ein aufwendig gearbeitetes Relief, bei dem der Bildniskopf aus kostbarem Marmor separat gefertigt und eingelassen war. Über die Form des Monuments lassen sich keine näheren Angaben machen. In Frage kämen ein ausnehmend großes, ganzfiguriges Relief oder ein Relieftondo.
Summary. By comparing the plaster casts of the two portraits of Cleopatra VII in the Vatican and in Berlin, we can deduce information on the quality, dating and reconstruction of both marbles. Presumably, they were sculpted during the Caesarian period in one of the Greek workshops in Rome. Owing to its asymmetry particularly in respect of the hairdo and the missing left ear the Berlin piece proves to be a relief head. Its plain surface on the left side provides evidence that the portrait was made separately and then attached to a relief base, supposedly of a less costly material, as part of a full figural representation or a relief tondo.
Résumée. Les deux portraits de Cléopâtre VII au Vatican et à Berlin, particulièrement dans la confrontation des deux moulages en plâtre, donnent des informations importants sur leur qualité, leur temps et leur interprétation. Ils étaient créés probablement à l’époque de César dans l’un des ateliers grecs à Rome. A cause de sa forte asymétrie, l’effigie de Berlin est sûrement une tête de relief. Sa surface lissé sur le côté gauche prouve que cette pièce était fabriquée à part de marbre précieux et insérée dans un relief de matériel plus simple.
Résumé. Due ritratti di Cleopatra VII nel Vaticano e a Berlino, confrontati soprattutto nei relativi calchi in gesso, consentono nuove affermazioni sull’interpretazione delle due teste. Entrambi furono scolpiti verosimilmente in un laboratorio greco attivo a Roma nell’età cesariana. L’esemplare di Berlino, più piccolo, mostra forti asimmetrie innanzitutto considerando la pettinatura e l’assenza dell’orecchio sinistro. Infatti faceva parte di un altorilievo e l’antica superficie piana sul lato sinistro era destinata ad essere applicata sul relativo fondo in materiale diverso, probabilmente meno pregiato. Forse si trattava di una raffigurazione narrativa di grande formato o di un tondo a rilievo.
Oliver Schipp
Sklaven und Freigelassene im Mainz der römischen Kaiserzeit
Resümee. Unfreie sind im römischen Mainz in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten vielfach inschriftlich nachgewiesen, im dritten Jahrhundert aber werden epigraphische Zeugnisse seltener, ähnlich wie in anderen Grenzprovinzen. Dafür gibt es mehrere Grunde. Die Anzahl der Sklaven durfte in der Hohen Kaiserzeit generell gesunken sein. Mit dem Truppenabzug am Ende des ersten Jahrhunderts schwand in Mainz der Anteil mediterraner Bevölkerung und damit auch die Zahl der Unfreien, denn die meisten von ihnen standen in Diensten von Domini oder Patronen aus Italien. Einheimische Herren setzten außerdem nur selten Grabsteine fur ihre Unfreien und umgekehrt. Nicht zuletzt wurden nach dem zweiten Jahrhundert weniger Grabsteine gesetzt, und dort ist der Status von Sklaven und Freigelassene häufig angegeben, während der Rang bei Weihesteinen, einer häufiger werdenden Inschriftengattung, nur selten erwähnt ist. Unter deren Stiftern kann bisher kein einheimischer Dedikant sicher nachgewiesen werden.
Summary. There is a lot of epigraphic evidence of unfree persons living in Roman Mayence during the first two centuries A. D., but their number decreased in the third century, similar to the situation in other border provinces. Reasons may be the general decline in the number of slaves in the High Imperial period; with the troop withdrawal at the end of the first century the Mediterranean part of the population of Mainz diminished, and consequently the number of slaves and freedmen, most of them serving domini or patrons from Italy. Indigenous masters seldom erected tombstones for their slaves, and vice versa. Besides, tombstones, which often name the status of the slave or freedman, were less common after the second century. But on the growing number of dedication stones the status is rarely mentioned. No indigenous dedicator has yet been verified.
Résumé. La presenza di schiavi a Magonza in epoca romana è comprovata da numerose iscrizioni relative ai primi due secoli dell’Impero, ma nel terzo secolo le testimonianze epigrafiche diventano più rare, fenomeno noto anche in altre Province prossime ai confini. Diverse le ragioni a monte di questo fenomeno. Se da un lato il numero degli schiavi probabilmente andò in generale diminuendo nell’alto periodo imperiale, dall’altro a Mogontiacum esso si ridusse soprattutto perche, con il ritiro delle truppe alla fine del primo secolo, andò scomparendo anche la componente mediterranea della popolazione e di conseguenza diminuì anche il numero degli schiavi e liberti, la maggior parte dei quali era al servizio di persone provenienti dall’Italia. I domini locali non erano inoltre soliti porre delle lapidi per i loro schiavi, come anche viceversa. Bisogna inoltre considerare, che in generale dalla fine del secondo secolo vennero poste in opera meno lapidi tombali, sulle quali però viene spesso indicato il rango di schiavo o liberto del defunto. Nel caso invece delle dediche, una classe epigrafica, che in questo periodo si fa sempre più numerosa, si cita lo status solo raramente. Tra i dedicanti non se ne trova nessuno locale, che possa essere documentato con sicurezza.
Hans-Hoyer von Prittwitz und Gaffron
Herausragende Köpfe im Bonner Landesmuseum
Resümee. Zu den Sammlungen des Bonner Landesmuseums gehören vier bisher unpublizierte antike Köpfe aus Marmor und anderem Stein. Ein aus schwarzem Marmor gearbeitetes Köpfchen stammt wohl aus Italien oder Ägypten und hatte im neunzehnten Jahrhundert verschiedene prominente Eigentümer. Die anderen drei Skulpturen gehören zu den sehr seltenen Funden römischer Ideal- und Porträtplastik im Rheinland.
Summary. Four antique heads of marble and other stone, hitherto unpublished, belong to the collection of the Landesmuseum Bonn. One small black marble head came supposedly from Italy or Egypt and was held by prominent possessors in the nineteenth century. The other three pieces belong to the very rarely found Roman portrait or ideal sculpture from the Rhenish area.
Résumé. Delle collezioni del Landesmuseum di Bonn fanno parte quattro teste finora inedite, in marmo ed in un altro tipo di pietra. Una testa di eroe o di atleta in marmo nero, un tempo di proprietà dell’archeologa Sibylle Mertens-Schaaffhausen, fu di certo acquistata in Italia o in Egitto. Le altre tre sculture sono da annoverare nel gruppo della scultura ideale romana, ovvero del ritratto, che di fatto è rappresentato assai raramente nella regione renana.
David Ojeda
Deux portraits d’empereurs romains à Badajoz et Mérida
Resümee. Der Bildniskopf 677 des Archäologischen Museums in Badajoz stellt nicht Tiberius dar, wie angenommen wurde, sondern ist als Porträt Neros im dritten Typus entstanden, das in einen Domitian des ›ersten Typus‹ umgearbeitet wurde. Der Kopf 8228 im Nationalmuseum von Merida wird bisher als Darstellung eines Barbaren gedeutet, lässt sich aber als Trajansbildnis entweder des dritten oder des vierten Typus identifizieren.
Summary. The Roman portrait head 677 in the Archaeological Museum of Badajoz does not portray Tiberius, as presumed, but was originally created as a Nero of the third type, then reworked into a Domitian’s ›first type‹ effigy. The head 8228 in the National Museum of Roman Art in Merida has been presumed to be that of a barbarian, but is more likely a Trajan’s third or fourth type colossal portrait.
Résumé. La tête 677 du Musée archéologique de Badajoz est identifiée par erreur à un portrait de Tibère. Il s’agit vraisemblablement d’un portrait de Néron du troisième type réélaboré en un de Domitien du ›premier type‹. La tête 8228 du Musée National d’Art romain de Mérida a été considérée jusqu’à présent comme la représentation d’un barbare. Il est plus probable d’identifier le fragment à un portrait colossal de Trajan appartenant au troisième ou quatrième type.
Michelle-Carina Forrest
Neues zum Heiligtum der aufanischen Matronen bei Nettersheim.
Die Ausgrabung von 2010
Resümee. Das Matronenheiligtum in Nettersheim geht auf einen früheren, aber bereits römischen Kultplatz aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert zurück. Es handelt sich dabei um einen Brandopferplatz, der aus einer zentralen Verbrennungsstelle und insgesamt elf intentionell angelegten Depotgruben besteht. Diese Anlage entstand zwischen dem dritten Viertel des ersten und der Mitte des zweiten Jahrhunderts. Um 150 n. Chr. wurde das Heiligtum monumental gestaltet und nach stadtrömischem Vorbild neu interpretiert. Spätestens seit dieser Zeit bildet der Kultort die nördliche Grenze des Vicus Marcomagus. Das Ende des römischen Matronenheiligtums liegt vermutlich im ausgehenden vierten Jahrhundert, wobei eine profane Nachnutzung bis ins fünfte nicht auszuschließen ist.
Conclusion. The Roman sanctuary of the Matronae in Nettersheim is based on an earlier, but already Roman sanctuary of the first century. The cult site includes a central incendiary area and eleven offering pits. These date from the third quarter of the first to the middle of the second century, when the sanctuary was built in stone and newly interpreted according to the urban Roman model. At that time the sanctuary formed the northern boundary of the Roman Vicus Marcomagus. The end of the Roman cult site probably took place in the late fourth century, whereby a subsequent profane usage is possible up to the fifth century.
Résumée. Le sanctuaire des matrones de Nettersheim a son racine dans un site cultuel romain du premier siècle après J.-C. C’est un bûcher de sacrifice, constitué d’un site de la brûlure central et onze fosses de dépôt, qui ont été créés sur le but. Ce lieu de culte est daté entre le troisième trimestre du premier et le milieu du deuxième siècle. L’endroit tout entier est restructuré en pierre environ à 150 après J.-C. et revisité au modèle urbain romain. Depuis ce temps, sinon plus tôt, le complexe forme la limite nord du vicus Marcomagus. Le sanctuaire romain a probablement été abandonné à la fin du quatrième siècle. Une réutilisation profane au cinquième siècle ne peut pas être exclue.
Stefanie Nagel
Die Schale von Podgorica
Bemerkungen zu einem außergewöhnlichen christlichen Glas der Spätantike
Zusammenfassung. Die vermutlich um 1870 in Doclea, einer römischen Stadt nahe der montenegrinischen Kapitale Podgorica gefundene Schliffglasschale, heute in Sankt Petersburg, wurde in der Spätzeit Konstantins des Großen oder gegen Ende seiner Dynastie hergestellt. Sie könnte vom Ort oder allgemeiner aus Dalmatien stammen, auch ein Importgut sein, unter Umständen sogar aus dem Rheinland, woher Doclea in dieser Zeit einen Großteil der Glaswaren bezog. In der Spätantike war qualitativ hochwertiges farbloses Glas besonders kostbar. Möglicherweise wurde das Stück als Geschenk zu einem besonderen Anlass (Hochzeit, Taufe, Gastmahl) angefertigt und diente, wie es im Falle der Wint-Hill-Schale durch Inschriften belegt ist, bei wohlhabenden Christen als Trinkschale im Privatbereich, wohl nur zu besonderen Anlässen. Das Bildrepertoire zeigt typische alt- und neutestamentliche sowie apokryphe Motive der frühchristlichen Kunst, die von der Hoffnung auf Rettung und Auferstehung sprechen. Die Beischriften der Szenen sind ein wertvolles archäologisches Zeugnis des Vulgärlatein.
Summary. The incised glass bowl found about 1870 in Doclea, a Roman town near Podgorica, the capital of Montenegro, is now kept in Saint Petersburg. Presumably, it was produced in the late period of Constantine the Great or towards the end of his dynasty. It might have been worked in Dalmatia, but could also have been an import item, possibly manufactured in the Rhineland, from where many glass products came to Doclea in Late Antiquity. In those days colourless glass of high quality was of great value. The piece might have been made as a present for a special occasion like wedding, baptism, or a specific symposium. It was most likely used by wealthy Christians as a private drinking vessel as is documented by inscriptions like that on the Wint Hill bowl. The engraved scenes from the Old and the New Testament, as well as from the Apocrypha, are most popular motifs of early Christian art, speaking of the hope for salvation and resurrection. The picture addenda are rare archaeological testimony of Vulgar Latin.
Résumé. Le bol convexe peu profond, trouvé vers 1870 près de Podgorica (Monténégro), qui se trouve aujourd’hui à Saint Pétersbourg, fût probablement créé dans la dernière période du règne de Constantin le Grand ou vers la fin de sa dynastie. Le vaisseau est peut-être le produit d’un atelier de verre local dans la ville romaine Doclea ou dans une autre ville dalmatienne. Il est aussi possible que l’objet soit un article d’importation comme la plupart des verres excavés dans Doclea avaient été importés de d’autres provinces ‒ très souvent de la Rhénanie. Dans l’antiquité les verres incolorés de haute qualité étaient somptueux. Le bol de Podgorica a été produit, peut-être, pour l’usage personnel et s’il a été destiné comme cadeau pour une occasion spéciale (mariage, baptême, symposium). Sons inscriptions constituent un témoignage archéologique rare de latin vulgaire.
Wolfram Giertz, Gerald Volker Grimm, Tünde Kaszab-Olschewski, Hans Mommsen und Andreas Schaub
Eine spätmittelalterliche Bilderbackerwerkstatt in der Prinzenhofstraße zu Aachen
Resümee. In der innerstädtischen Prinzenhofstraße südlich der Aachener Münsterkirche (Dom) wurde 2011 eine im späten Mittelalter gewerblich genutzte Fläche dokumentiert. Einen Hinweis auf handwerkliche Tätigkeit für den Pilgerbedarf bildet dort die Abwurfgrube einer Bilderbäckerei, die im zweiten Viertel des fünfzehnten Jahrhunderts hauptsächlich hochwertige Reliefs aus Pfeifenton hergestellt hat. Hervorzuheben sind eine Ursulagruppe sowie eine Reihe kleinerer Kompositionen, deren Inschriften mittels Lettern in den Model gestempelt wurden. Der einzige erhaltene Model gibt eine von dem frühen Hans Multscher oder seinem Umkreis stammende Ölbergszene wieder. Beifunde von Gefäßkeramik bestätigen die kunsthistorische Datierung. Die Neutronenaktivierungsanalyse erlaubt den Nachweis der lokalen Herstellung und gibt Aufschluss über die in der Werkstatt verwendeten Tonmischungen. Bei der Anfertigung der Pfeifentonreliefs wurden auch Textilien verwendet.
Summary. A Late Medieval urban industrial area in the Prinzenhofstraße south of Aachen Cathedral was recorded in 2011. Evidence for the production of pilgrims’ paraphernalia here is a refuse-pit of a pottery workshop from the second quarter of the fifteenth century, producing mainly high-quality pipe-clay reliefs. An Ursula group can be identified, as well as a number of smaller compositions, whose inscriptions were stamped in the mould using letters. The only surviving mould, a scene of the Mount of Olives, derives from the early period of Hans Multscher or his circle. Associated finds of domestic pottery confirm the date based on stylistic development. Neutron activation analysis provides evidence for a local production, as well as information on the clay mixtures employed by the workshop. Textiles were also used to manufacture the pipe-clay reliefs.
Résumée. En 2011, lors d’une fouille archéologique dans la Prinzenhofstraße, au Sud de la cathédrale d’Aix-la-Chapelle, une zone commerciale de la fin du Moyen Age a été documentée. La décharge d’un atelier de poterie (Bilderbackerei) atteste des activités artisanales pour les besoins des pèlerins, surtout la production de reliefs fines en argile de pipe représentant des sujets religieuses. Parmi ces sculptures il faut mettre en avant un groupe d’Ursule avec les Vierges aussi comme quelques petites compositions sur lesquelles on trouve des inscriptions en forme de lettres tamponnées dans le modèle. Le prototype du seul moule conserve, qui représente une scène du Mont des Oliviers, est attribue au jeune Hans Multscher ou a son entourage. La chronologie des ceramiques retrouves confirment la datation stylistique de ce complexe archéologique au quinze siècle. L’analyse par activation neutronique met en évidence la provenance locale de l’argile employé et informe sur les mélanges de terres utilises dans l’atelier. Pour la production des reliefs on utilisait aussi des textiles.
Samenvatting. In de Prinzenhofstraße, niet ver van de Akense dom, is in 2011 een terrein gedocumenteerd met sporen van nijverheid uit de Late Middeleeuwen. Zo is er een afvalkuil gevonden van een beeldenbakker, die in het tweede kwart van de vijftiende eeuw kwalitatief hoogwaardige reliefs van pijpaarde geproduceerd heeft ten behoeve van de pelgrims. Te noemen zijn een Ursulagroep en enkele kleinere voorstellingen met in de mal aangebrachte teksten. De enige compleet bewaarde mal toont een voorstelling van de Hof van Olijven, een vroege compositie van Hans Multscher of zijn omgeving. Het gevonden aardewerk komt overeen met de kunsthistorische datering. Met behulp van neutronenactiveringsanalyse kon worden vastgesteld dat het bij deze vondst om lokale productie gaat en konden ook de in de werkplaats gebruikte kleimengsels worden geanalyseerd. In het productieproces blijkt verder gebruik te zijn gemaakt van textiel. |